Schützenverein Ringel 1904 e. V.


Bauerschaft und Schützenverein


Die Geschichte des Schützenvereins Ringel im Laufe seiner 100-jährigen Vergangenheit ist untrennbar verknüpft mit der Geschichte der Bauerschaft Ringel. Diese Verbindung ist so vielfältig und eng, dass der Schützenverein gleichsam der Repräsentant der gesamten Bauerschaft ist. Fast ohne Ausnahme ist in jeder Familie, die in Ringel wohnt, mindestens eine Person Mitglied im Verein. Alle Bewohner dieser Bauerschaft bilden unabhängig von Beruf und Stand eine große Gemeinschaft. Diese Gemeinschaft findet ihren organisierten Ausdruck im Schützenverein, auf dessen Festen und Feiern aus den verschiedensten Anlässen sich Bauern, Angestellte, Arbeiter und Beamte, Handwerker und Geschäftsleute zusammen finden. Bei ca. 200 Haushaltungen zählt der Verein gegenwärtig 300 Mitglieder. Dieser hohe Organisationsgrad ist nur aus dem Werden und der Struktur dieser Bauerschaft zu erklären.
Es muss daher erlaubt sein, an dieser Stelle kurz auf die Geschichte der Bauerschaft mit ihren Bewohnern, ihren Höfen und ihren Familien einzugehen.
Urkundlich taucht der Name Ringel erstmalig unter der Bezeichnung „hringie“ bzw. „ringelo“ im Jahre 1050 auf. (Der erste urkundliche Nachweis für den Ort Lengerich stammt dagegen erst aus dem Jahre 1147.) Dieses aus dem altsächsischen stammende Wort bedeutet Waldring oder Waldburg und meint den Zusammenschluss von Menschen. In den Urkunden des Klosters Freckenhorst wird ein Hof Athelwood genannt, der „10 muddi rockon und tve muddi melas“ (10 Malter Roggen und zwei Malter Melasse) an das Kloster abzugeben hatte. Im Stadtarchiv Osnabrück wird eine Urkunde aufbewahrt, aus der hervorgeht, dass etwa um 1250 der Hof „to Haselmane“ (heute Hasselmann) die Aufgabe hatte, den Zehnten in Ringel einzutreiben und an das Kloster Gravenhorst abzuliefern. Eine abgehende Tochter des Grafen Otto von Tecklenburg hatte diesen Hof als Mitgift mit nach Bentheim genommen und ihn später dem Kloster Gravenhorst vermacht.
In einem Urkundenverzeichnis aus dem Jahre 1468 finden sich die Namen Worpenberg, Oslage, Strothmann to Ringel, Soest to Ringel, Hermann Erpenbeck, Smytte to Ringel und Daweke to Ringel. 1511 wird der heute nicht mehr bestehende Hof Snaatboum (Schnaatbaum) genannt. Nach dem Schätzungsregister des Kirchspiels Lengerich aus dem Jahre 1540 lebten damals folgende Familien in Ringel: Boekmeier, Bosse, Bruinink, Buddenkuhle, Bündirk, Enders, Erpenbeck, Groethus, Güneker, Günnemann, Gunermann, Hasselmann, Hesselmann, Hunsche, Kolk, Krämer, Kuick, Mersmann, Meseke, Neseker, Nehrken, Oechtering, Plage, Prigge, Reher, Rhihorst, Rosenbusch, Snatboom, Schwiede, Snider, Stall, Stille, Strothmann, Upmeier, Verslage und Witkamp. Ein Teil der Familien, die in diesem Register genannt werden, leben auch heute noch auf den Höfen, bei vielen hat sich der Name durch Einheirat oder auch Verkauf geändert und somit kann dann kaum noch eine Verbindung zu den heutigen Besitzern gezogen werden. In einem Fall ist es allerdings mit Sicherheit noch möglich: Das alte große Bauernhaus des Strothmannschen Hofes ging in den Besitz der Familie Webeler-Vietmeier über, die auch den Großteil der Fläche des Hofes erwarb. Aus dem verbleibenden Rest mit den aufstehenden Heuerlingshäusern entstanden nach Kauf die Höfe Kröner, Beineke, Bardelmeier, Tiemann, Wiethoff, Hoge und Schröer-Vennemann, die alle bis auf den heutigen Tag in besonderer Weise ihre gemeinsame Nachbarschaft pflegen.
Dass die Nachbarschaften insgesamt in ihrer alten Funktion bis auf den heutigen Tag erhalten geblieben sind, ist auf die besondere soziologische Struktur der Bauerschaft zurückzuführen. Noch 1950 bestritten fast ohne Ausnahme alle Bewohner in Ringel ihren Lebensunterhalt aus der Landwirtschaft. Es gab neun Bauernhöfe mit mehr als 300 Morgen (eigene Jagd), zehn Betriebe zwischen 100 und 300 Morgen, einige kleinere Landwirtschaften und eine Vielzahl von Heuerstellen, auf denen 10 bis 25 Morgen bewirtschaftet wurden. Die Arbeit vollzog sich für alle nach dem gleichen jahreszeitlichen Rhythmus, überwiegend abhängig vom Lauf des Wetters. Gedanken und Gespräche kreisten um dieselben Themen und Probleme, so dass von daher ein gegenseitiges Verstehen von selbst gegeben war. Hauptbindeglied war und ist auch überwiegend heute noch (vor allem bei der älteren Generation) die Plattdeutsche Sprache.
Nach dem 2. Weltkrieg kamen in großer Zahl Heimatvertriebene in die Bauerschaft. Ein großer Teil von ihnen ist in Ringel geblieben und voll integriert worden.
Die Mechanisierung und Technisierung der Landwirtschaft hat seit Ende der 50er Jahre grundlegende Veränderungen mit sich gebracht. Die Folge davon war, dass alteingesessene Heuerlinge und abgehende Kinder ihre Arbeit in der Landwirtschaft aufgaben und ihren Lebensunterhalt in der Industrie verdienten. Vielfach errichteten sie sich in der Bauerschaft oder am Rande Lengerichs ein Eigenheim, hielten aber dem Schützenverein die Treue und pflegten ihre früheren Bekanntschaften. Die zunächst oft leerstehenden Heuerlingshäuser wurden von den Bauern verkauft, um die immer größer werdenden Investitionen im landwirtschaftlichen Bereich tätigen zu können. Die Käufer kamen in der Regel nicht aus dem hiesigen Bereich, es handelte sich häufig um Akademiker oder Geschäftsleute, die das nötige Kapital besaßen, um die marode Bausubstanz der ehemaligen Heuerlingshäuser zu erneuern und sie den Erfordernissen zeitgemäßer Wohnverhältnisse anzupassen, gleichzeitig aber auch die Wohnqualität in einer Bauerschaft gerne eintauschten gegen lautes, hektisches Stadtleben. Die Integration dieser neu Zugezogenen in Nachbarschaften und in den Schützenverein gelang nur zum Teil. Intakte Nachbarschaften festigen das Gefüge der Bauerschaft. Gegenseitige Hilfe in vielen Bereichen des täglichen Lebens und gemeinsames Feiern bei Hochzeiten, Taufen, Richtfesten und Geburtstagen kamen und kommen auch heute noch bei der Organisation und Durchführung von Veranstaltungen des Schützenvereins zum Tragen. Ebenso resultiert auch daraus wesentlich das Engagement für neue Aktivitäten, um das Vereinsleben noch interessanter und abwechselungsreicher zu gestalten.

Heinrich Kröner